Symposium #1
Von anderen lernen, gemeinsam gestalten – branchenübergreifende Impulse nutzen
Kooperationen, sowohl innerhalb des Gesundheitswesens als auch branchenübergreifend, bieten ein großes Potenzial für die nachhaltige Transformation. Das betonen Prof. Dr. Torsten Oltmanns und Lisa Koch vom „zentrum Nachhaltige Transformation“ (zNT). Mit Blick auf Fördertöpfe ist „Resilienz“ aktuell das Stichwort der Stunde.
Den vollständigen Vortrag von Prof. Oltmanns und Lisa Koch finden Sie hier
Abstract:
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind keine Widersprüche
Viele Unternehmen im Gesundheitswesen haben bereits Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit umgesetzt, stoßen jedoch an ihre Grenzen. Denn die nächsten Schritte würden entweder hohe Kosten verursachen oder nur geringe Wirkung entfalten.
Wenn sich die unterschiedlichen Vertreter*innen der Gesundheitsbranche jedoch zusammentun, lassen sich zusätzliche Potenziale heben.
Erster Schritt: Mehr Gemeinsamkeit wagen
Durch stärkere Zusammenarbeit kann die Gesundheitsbranche Synergien nutzen, Standards setzen und gemeinsame Lösungen entwickeln. Beispielsweise für nachhaltige Verpackungen oder Standards in den Lieferketten.
Nachhaltigkeit ist dabei eine Querschnittsaufgabe und benötigt Plattformen, um abgestimmte Strategien auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene umzusetzen.
Ein positives Beispiel liefert die Chemieindustrie. Dort hat man früh erkannt, dass Klimaschutz nur im Schulterschluss der Unternehmen gelingen kann. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat daher gemeinsam mit der DECHEMA die „Roadmap Chemie 2050“ erarbeitet. Nachhaltigkeit wird hier als ein tiefgreifender Transformationsprozess begriffen, der auch die Wasserstoffwirtschaft und die Kreislaufwirtschaft mit einbezieht.
Synergien mit und Erfahrungen aus anderen Branchen nutzen
Die größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz liegen häufig nicht in der jeweiligen Branche selbst. So können zum Beispiel energieeffiziente Prozesse, nachhaltige Lieferketten oder innovative Produkte nur in branchenübergreifenden Partnerschaften entwickelt bzw. etabliert werden.
Beispiel dafür ist die IT-Branche, die hilft, Ressourcen entlang der einzelnen Stationen der Patient Journey nachhaltig und digital zu steuern und zu optimieren.
Das zNT begreift Nachhaltigkeit daher als Gemeinschaftsaufgabe. Das bedeutet, dass sich das Gesundheitswesen strategisch gegenüber angrenzenden Branchen, politischen Entscheidungsträgern und neuen Innovationspartnerschaften öffnen muss.
Nachhaltigkeit: von der (Bio)-Nische zum Standard
Ein Markt für nachhaltige Lösungen kann dabei zunächst auch außerhalb und parallel zu den bestehenden Strukturen entstehen. So war es auch bei den Bio-Produkten im Lebensmittelbereich: Bio war in den 90er Jahren ein Nischenangebot und hat sich dann zu einem stetig wachsenden Markt entwickelt. Heute finden sich Bio-Produkte nicht mehr nur Bio-Märkten, sondern auch herkömmlichen Supermärkten.
Um eine Gesundheitsleistung als nachhaltiges „Produkt“ überhaupt erkennbar zu machen, wäre eine einheitliche Nachhaltigkeitskennzeichnung notwendig: Ein „Green Hospital“-Label für nachhaltige Praktiken in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen.
Durch branchenübergreifende Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit kann dann eine Marktnachfrage entstehen, die den Druck auf Einrichtungen erhöht, nachhaltige Lösungen umzusetzen.
Zusammendenken von Resilienz und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit steht derzeit nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und der Politik. Durch den wachsenden Stellenwert, den allerdings das Thema Resilienz bekommt, können sich neue Synergien ergeben. Denn in vielen Bereichen überschneiden sich die Anforderungen an Nachhaltigkeit und die an Resilienz. Regenerative Energien und Batteriespeicher sind zum Beispiel nicht nur für die CO₂-Bilanz sinnvoll, sondern mit Blick auf die Versorgungssicherheit.
Dadurch wird auch eine neue Diskussion um die Struktur des Gesundheitswesens und seine Finanzierung möglich. Denn der Staat stellt aktuell hohe Summen zur Verfügung, um systemische Resilienz zu stärken und die grüne Transformation zu beschleunigen. Auch das Gesundheitswesen ist explizit adressiert. Der Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) stellt bis zu 4,3 Milliarden Euro bereit, vor allem für digitale Infrastruktur und IT-Sicherheit.
Trotz dieser Angebote bleiben viele Mittel ungenutzt, weil Einrichtungen allein keine tragfähigen Förderanträge stellen oder weil ihre Projekte politisch zu wenig Sichtbarkeit erzeugen. Branchenübergreifende Projekte haben bessere Chancen auf Fördermittel und politische Sichtbarkeit.
Text: Die Zusammenfassung von zNT wurde von Ahnen&Enkel überarbeitet.