Symposium #5

Fort- und Weiterbildungen im Gesundheitswesen

Pflegekräfte, Ärzt*innen und Medizinische Fachangestellte genießen großes Vertrauen – und erleben die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise aus nächster Nähe. Damit sind sie ideale Botschafter*innen für klimasensibles Verhalten im Gesundheitswesen. Doch wer bildet sie aus? Im Symposium 5 der WeACT Con stellen die Referierenden drei Fort- bzw. Weiterbildungsangebote vor, die genau das leisten wollen.

Für niedergelassene Ärzt*innen

Fast 60 Prozent der CO₂-Emissionen einer Arztpraxis entstehen durch Medikamente; rund sieben Prozent entfallen auf Heizung, Beleuchtung und Kühlung. Wer eine Praxis führt, sollte diese Zahlen kennen – denn es geht nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um den effizienten Einsatz vorhandener Ressourcen.

Die Fortbildung „Klimawandel und Gesundheit“ (gemäß dem Curriculum der Bundesärztekammer) bietet niedergelassenen Ärzt*innen die Möglichkeit, ihr Wissen in diesem Bereich aufzufrischen. So zeigen die Referierenden beispielsweise, wie sich in der Arztpraxis Energie sparen und Emissionen reduzieren lassen. Das sogenannte Praxistuning behandelt unter anderem die Themen Beleuchtung, IT-Infrastruktur und Mobilität. Die Fortbildung basiert auf einem Curriculum der Bundesärztekammer.

Fortbildung „Klimawandel und Gesundheit“

Umfang: 20 Unterrichtseinheiten in 6 Einzelmodulen
Kosten: kostenfrei
Anerkennung: Anerkannt von der Bayerischen Landesärztekammer, bundesweite Gültigkeit beantragt (Stand Mai 2025)
Mehr Infos: https://cme.medcram.de/kurse/live-nachhaltigkeit-in-der-aerztlichen-praxis-modul-1-klimawandel-und-gesundheit-2025-01-931
Kontakt: Dr. med. Thomas Lob-Corzilius
thlob@uminfo.de

Für Medizinische Fachangestellte

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) bietet als erste und bisher einzige universitäre Einrichtung in Deutschland eine Fortbildung zu „Klimawandel und Gesundheit“ speziell für MFAs an. Sie orientiert sich am Mustercurriculum der Bundesärztekammer. Ziel ist es, Medizinische Fachangestellte auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels vorzubereiten und sie in ihrer Rolle als zentrale Akteur*innen des ambulanten Gesundheitssystems zu stärken.

Die Fortbildung dauert 36 Stunden (48 Lerneinheiten) und findet überwiegend in Präsenz statt. Die Inhalte reichen von den Ursachen des Klimawandels über gesundheitliche Auswirkungen bis hin zu Präventionsmaßnahmen. Auch methodisch ist die Ausbildung abwechslungsreich: Wichtige Inhalte werden beispielsweise über Rollenspiele vermittelt oder im Rahmen eines Mini-Kochkurses mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit erlernt.

Wie es mit dem Projekt weitergeht, ist derzeit noch offen. Dr. Konstanze Ballüer, die das Projekt bei der MHH betreut, wünscht sich eine Weiterentwicklung und Verstetigung der Ausbildung. „Idealerweise ermöglichen wir MFAs künftig, eigene Klimaberatungen anzubieten – etwa, um Patient*innen niedrigschwellig darüber zu informieren, wie sie sich mit einfachen präventiven Maßnahmen vor den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels schützen können. Damit entlasten wir das ärztliche Personal und nutzen die Kompetenz dieser großen Berufsgruppe.“

Die Arbeit, die in die Konzeption des Angebots geflossen ist, wurde bereits gewürdigt: Die MHH ist mit dem Projekt für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 nominiert.

Fortbildung „Klimawandel und Gesundheit“

Umfang: 48 Unterrichtseinheiten in 6 Modulen
Kosten: kostenfrei
Anerkennung: Anerkannt von der Ärztekammer Niedersachsen (Stand Mai 2025)
Mehr Infos: https://www.mhh.de/presse-news/fortbildungsangebot-fuer-mfaklimawandel-und-gesundheit
Kontakt: Dr. Konstanze Ballüer
Ballueer.Konstanze@mh-hannover.de

Für Pfleger*innen

Praxisanleiter*innen verantworten den praktischen Teil einer Pflegeausbildung und spielen damit eine zentrale Rolle bei der Ausbildung der Pfleger*innen von morgen. Bislang ist planetare Gesundheit in den Curricula kaum verankert – meist hängt es von der Initiative einzelner Lehrkräfte ab, ob das Thema überhaupt behandelt wird. Um das zu ändern, haben sich der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) zusammengetan. Gemeinsam haben sie eine Fortbildung entwickelt, die Praxisanleiter*innen in acht Stunden die Grundlagen einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung vermittelt.

Behandelt werden unter anderem die Klimakrise, das Konzept der planetaren Gesundheit und die besondere Verantwortung der Pflege- und Gesundheitsberufe für klimasensibles Verhalten. Ergänzt wird das Angebot durch umfangreiche Online-Materialien mit Themen von Abwassermanagement bis hin zu ressourcenschonendem Arbeiten im Alltag.

Das Ziel: In zwei Jahren sollen 2000 Praxisanleitende fortgebildet sein. Dabei ist das Projekt auf einem guten Weg – das Präsenzangebot ist schon jetzt sehr nachgefragt.

Bildungsmaterial zum Thema Planetary Health und nachhaltiges Handeln in der Praxisanleitung finden Sie hier: https://planetary-health-academy.de/bildungsmaterialien/pflege-bbne/

Fortbildung „Klimawandel und Gesundheit“

Umfang: 8 Unterrichtseinheiten
Kosten: kostenfrei
Anerkennung: Anerkannt als Pflichtfortbildung gemäß §4 Abs. 3 PflAPrV
Mehr Infos: https://www.dbfk.de/de/berufspolitik/nachhaltigkeit/
Kontakt: Sarah Fliesgen
BBNE-PfleGe@dbfk.de

Text: Tilman Eicke, Ahnen&Enkel

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Präsentation Ingo Böing

Zukunftsorientierte Fort- und Weiterbildung im Gesundheitswesen: Kompetenzen für eine nachhaltige Versorgung
Die berufliche Rolle der Pflege im Kontext der planetaren Gesundheit

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